Zeitplan

Vielleicht gibt es sie, vielleicht nicht: Chrononen sollen die kleinsten Elementarteilchen der Zeit sein. Eine brauchbare Einheit für die moderne Zeitwirtschaft im Unternehmen geben sie wohl nie ab. Doch wie viel Sinn ergibt diese in ihrer derzeitigen Form? Vermisst sie gar „Chrononen“, wenn sie nur auf die Quantität der Arbeit setzt?

Einen „gestaltenden Vorgriff auf die Zukunft“ nehmen – das klingt optimistisch, potent und rundum gut. Die Rede ist von der Planung an sich und von der Planung, Vermessung und Zerteilung der Arbeitszeit im Speziellen. Der Plan ist etymologisch des Glatte, das Ebene, das Verständliche. Das erklärt seine Beliebtheit. Selten wird dem Plan widersprochen, einzig die Realität wagt dies gelegentlich. Historiker beobachten daher ganze planungseuphorische Wellen in der Menschheitsgeschichte. Sie seien fast immer europäisch-amerikanisch inspiriert und fußten letztlich auf dem aufklärerischen Projekt.

Modernes Wirtschaften tut genau dies auch – daher haben sich seit Langem mit dem Unternehmen und dem Planen zwei gesucht und gefunden. Die Liebesverbindung gilt universell und exklusiv, weil nur unter Zweien; der Staat bleibt seit zwei Jahrzehnten in Europa außen vor. Ohne Plan läuft nichts, auch und gerade beim Mitteleinsatz und beim Produktionsfaktor Arbeit. Doch wo das Herz spricht, schweigt bisweilen der Verstand. Deshalb darf auch die gängige Praxis in Frage stehen.

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Erschienen in „Lohn+Gehalt“, Ausgabe 6/18.